Qigong und Krebs
Als Krebs bezeichnet man im Allgemeinen eine aus über 300 unterschiedlichen Ausprägungen bestehende Krankheitsform, bei welcher der normale Vorgang der Zellteilung gestört ist. Der genetisch geregelte „Bauplan“ nach dem sich jede Zelle erneuert gilt nicht mehr, die Zellen wachsen wild, unkontrolliert und zerstörend in umliegendes Gewebe ein und bilden neben bösartigen Tumoren auch Metastasen (Tochtergeschwülste) in anderen Organen. Prinzipiell kann jedes Organ befallen werden. Inzidenz (Neuauftreten) und Mortalität (Sterblichkeit) sind rückläufig, immer mehr Kranke können geheilt werden.
Laut Statistik Austria (2010) erkranken in Österreich jährlich rund 36 000 Menschen neu an Krebs. Die häufigste krebsbedingte Todesursache bei den Frauen ist Brustkrebs, bei den Männern Lungenkrebs. Mehr Information dazu gibt es auf www.statistik.at .
Oh und Kollegen (5) untersuchten 2010 in einer randomisierten und kontrollierten Studie die Anwendung von „medical qigong“ (MQ) im Vergleich mit „usual care“ also herkömmlicher medizinischer Behandlung (ohne diese näher zu definieren) im Hinblick auf „quality of life“ (QOL) = Lebensqualität von Krebspatienten. 162 Patienten mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Krebserkrankungen in unterschiedlichen Stadien ihrer Erkrankung wurden in die Untersuchung eingeschlossen. QOL und Fatigue (krankheits- und behandlungsbedingte Erschöpfung), die Stimmungslage, sowie die Entzündungswerte (C-reaktives Protein) wurden mittels laufender Überprüfung erfasst. In den entsprechenden statistischen Analysen zeigte sich, dass die Teilnehmer der Qigong – Gruppen deutlich bessere – und statistisch signifikante – Werte hinsichtlich QOL (P<0.001), Fatigue (P<0.001), Stimmungslage (P>0.021) sowie der Entzündungswerte CRP (P<0.044) aufwiesen. Daraus ist abzuleiten, dass Qigong sowohl die Lebensqualität als auch die Stimmungslage von Krebspatienten verbessern und spezifische Nebenwirkungen der Behandlung reduzieren kann.
Rosenbaum und Kollegen (2004) (6) fanden ebenfalls, dass die Lebensqualität von Krebspatienten durch Qigong zu bessern war. Im 16-monatigen Beobachtungszeitraum kam es zu 751 Patientenkontakten, also durchschnittlich 47 pro Monat. Von den 334 Tumorpatienten, die das Qigong im Rahmen des Stanford cancer supportive care program (SCSCP) beurteilten, gaben 78% eine Stressverminderung an, 74% eine Verbesserung ihres Wohlergehens, 58% einen Anstieg ihres Energie-Levels und 22% der Teilnehmer berichteten eine Schmerzreduktion.
In einer eigenen Erhebung an der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) Salzburg (Wendtner, 2012) (7) beantworteten 18 Teilnehmende (Tn) Fragen zur Person (Alter, Geschlecht, Beruf, sowie Daten zur Erkrankung und ihrer Behandlung) und zu ihrer Qigongpraxis (u. a. Dauer der Teilnahme an der Gruppe, Motiv, Übungspraxis, Veränderung/Wirkung, Zufriedenheit ). Die durchschnittliche Dauer der Teilnahme an der Gruppe lag bei 37,8 Monaten, 14 (77,8%) der Tn üben regelmäßig in der Gruppe. Keiner der Tn berichtet unerwünschte Wirkungen. Die Zufriedenheit mit den zugeschriebenen/eingetretenen Veränderungen/Wirkungen war hoch (VAS =78,6 mm), ebenso die Zufriedenheit mit den in der Gruppe an der Klinik vermittelten Inhalten, welche 13 (72,2%) der Tn mit sehr gut und 5 (27,8%) mit gut bewerteten. Ausnahmslos jeder der Tn (100%) würde Qigong empfehlen. Immerhin 15 (83,3%) der Tn üben auch zuhause bis zu vier Mal pro Woche. In eigener Sache berichten die Tn persönliche Eindrücke in eigenen Worten, wobei vor allem positive Aspekte der Lebensqualität und des psychischen Wohlbefindens angegeben wurden . Die Angaben der Teilnehmenden bestätigten eine recht realistische Sicht der Dinge, die an Qigong keine Heilungserwartungen stellt. Die Ergebnisse der Erhebung weisen darauf hin, dass Qigong ein nebenwirkungsfreier und kostengünstiger Weg zur Förderung der Lebensqualität von Tumorpatienten und ihren Angehörigen ist, dessen Wirkungen einen hohen Grad an Zufriedenheit mit sich bringen.
B. Oh, P. Butow, S. Clarke, P. Beale, N. Pavlakis, E. Kothe, L, Lam and D. Rosenthal. (2010). Impact of Medical Qigong an quality of life, fatigue, mood and inflammation in cancer patients: a randomized controlled trial. Ann Oncol 2010 March; 21(3). 608 – 614.
Rosenbaum, E., Gautier, H., Fobair, P., Neri, E., Festa, B., Hawn, M., Andrews, A., Hirshberger, N., Selim, S. &Spiegel. D. (2004). Cancer supportive care, improving the quality of life for cancer patients. A program evaluation report. SpringerVerlag.
Wendtner, F. (2012). Qigong an der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Paracelsus Medizinischen Universität (PMU) Salzburg. Periodikum der Österreichischen Qigonggesellschaft, 32. 1/2012. S. 8 -12. Wien